Junge Forschung!

Caroline Maas | Florian Aue
Since 04/2021 7 Episoden

JFH#06 - Promovieren an Hochschulen

Prof. apl. Prof. Dr. Wolfgang Viöl, Vizepräsident für Forschung und Transfer, Leiter des Forschungsschwerpunktes Laser- und Plasmatechnologie an der HAWK

23.12.2021 31 min Caroline Maas | Florian Aue

Zusammenfassung & Show Notes

Prof. apl. Prof. Dr. Wolfgang Viöl, seit 2011 Vizepräsident für Forschung und Transfer und seit 27 Jahren an der Hochschule, initiierte vor rund sechs Jahren das Promotionskolleg an der HAWK. Im Podcast spricht er nicht nur über erste Erfahrungen mit Promotionen, Hürden und Lichtblicke bei Doktorarbeiten an der Hochschule sondern auch über Qualitätsmaßstäbe in der Forschung und bereichernde Interdisziplinarität bei Promotionsvorhaben. Und dann gibt es natürlich noch den Blick nach vorne: Wie sollte ein zukünftiges Promotionsrecht für Hochschulen aussehen? 

Transkript

Wolfgang
00:00:00
Und so kann man wirklich mit hohen Qualitätsstandards auch Promotionen durch eine Hochschule für angewandte Wissenschaften hindurchbringen, ohne dass man Sorge haben muss, dass das Plagiate sind oder mindere Qualität. Wir haben dort die gleichen Maßstäbe, wie es die Wissenschaft weltweit hat.
Caroline
00:00:35
Ja, hallo und herzlich Willkommen zum HAWK Forschungspodcast. Heute mit einer Jubiläumsausgabe und einem Interview mit unserem Vizepräsidenten für Forschung und Transfer, Wolfgang Viöl. Hallo Wolfgang.
Wolfgang
00:00:46
Hallo Caroline.
Caroline
00:00:49
Sehr schön. Und Florian, Florian Aue von der Pressestelle und der Techniker hier vom Dienst sitz am Mischpult. Hallo Florian.
Florian
00:00:54
Hallo Caroline.
Caroline
00:00:56
Unser zweites Interview in Präsenz haben wir heute, richtig?
Wolfgang
00:02:02
Ich weiß gar nicht genau wann hier die ersten Promotionen so richtig liefen. Ich bin seit 27 Jahren an dieser Hochschule und ich weiß, dass davor schon vereinzelt hier und da mal eine Promotion tatsächlich an unsere Hochschule lief und auch betreut wurde von entsprechend Fachhochschul-Kolleg*innen. Als ich dann hier ankam, erschreckend war einfach eine Fachhochschule, wie sie damals genannt wurde, war keine wissenschaftliche Hochschule. Das war sowohl bei dem Einstellen von Doktoranden ein Problem, aber auch bei allen anderen Dingen so ein bisschen komisch und strange. Ich habe da durchaus meine Zweifel gehabt, wie man das hier weiter nach vorne bringen kann. Erst dann so langsam hat sich das Ganze entwickelt, dass auch eine Fachhochschule akzeptiert wurde als Forschungspartner, dass mehr Forschungsprogramme kamen und damit da auch Möglichkeiten Doktoranden entsprechend Doktorandinnen zum Beispiel einzustellen. Da gab es unterschiedliche Programme, die man als Promotionsförderung nutzen konnte und was wir dann auch Reihenweise gemacht haben. Es gab mal ein Promotionsprogramm des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums, was von der Hochschule sehr stark angenommen wurde, auch viele Bewerbungen, viele Bewilligung auch kam, aber es gab in diesem Programm kaum Abschlüsse. Das war das brisante dabei. Und deshalb hat das Ministerium auch dieses Doktorandenförderprogramme, das war zwei plus vier Jahre, zwei Jahre, um seine Qualifikation erstmal zu bekommen, um promovieren zu dürfen, und vier Jahre für die Promotion. Dass so ein Stipendium einfach mal auch wirklich zum Erfolg geführt hat, das war so selten, dass das Programm einfach wieder eingestellt wurde. Aber wir waren erfolgreich, unsere Hochschule insbesondere hat bei jeder Ausschreibung durchaus so fünf, sechs Doktorandenstellen bestücken können.
Caroline
00:04:09
Und war das fachlich, gab es da einen fachlichen Schwerpunkt oder konnte im Prinzip auch die ganze fachliche Breite unserer Hochschule abgedeckt werden, von den Sozialwissenschaften über Wirtschaftswissenschaften bis zu den Ingenieurswissenschaften, oder gab es da einen fachlichen Schwerpunkt?
Wolfgang
00:04:21
Nein, es gab keinen fachlichen Schwerpunkt. Es war vom Bauingenieurwesen über naturwissenschaftliche Fragestellungen, die beantwortet wurden, soziale Arbeit sehr viel, auch im Bereich Wirtschaft. Damals hatten wir noch so eine Fakultät, da wurde einiges gemacht. Also ganz, ganz breit und sehr viele Frauen wurden gefördert. Also, das war eigentlich schon sehr markant.
Caroline
00:04:47
Und haben sich in der Zeit dann auch schon die Fachbereich oder -gebiete abgezeichnet, die auch heute eben besonders forschungsstark sind? Wir haben ja diese drei Forschungsschwerpunkte an der HAWK und hatten die sozusagen damals schon, hat es sich schon abgezeichnet, haben die damals schon angefangen so zu arbeiten?
Wolfgang
00:05:07
Nein, es war noch so breit gestreut, das war nicht systematisch irgendwie und es war noch weit weg von diesen Forschungsschwerpunkten. Ich hatte damals einen Doktoranden, der in diese Richtung dann ging. Aber man musste auch erst mal eine erste Phase der Qualifikation realisieren und da habe ich an der TU Clausthal erst überhaupt einen ganz neuen Studiengang dafür kreiert, der dann erst einmal sehr stark sogar angenommen wurde. Also auch dort hat man Strukturmaßnahmen mit eingebaut, damit eine Promotion überhaupt erleichtert werden konnte.
Caroline
00:05:45
Nun ist dein Bereich der Laser- und Plasmaforschung einer unserer wirklich forschungsstärksten Bereiche an der Hochschule. Kannst du dich noch so an die erste erfolgreiche Promotion erinnern, die du an der HAWK durchgeführt hast, mit der HAWK, in deiner Zeit an der HAWK durchgeführt hast?
Wolfgang
00:06:03
Das Ganze hat Fahrt aufgenommen, als wir den allerersten Master-Studiengang eingerichtet haben. Damals war Bachelor und Master noch gar kein Thema, Bologna war noch weit weg, aber es gab die Möglichkeit einen Master-Studiengang einzuführen. Da gab es ein Programm beim Ministerium und wir haben das versucht, beziehungsweise ich bin direkt zum Dekan gegangen und hab gesagt ‚Wäre das nicht was für uns?‘. Und der war sehr begeistert und wir haben das dann gestartet und dann hat vom Ministerium, mit denen habe ich telefoniert, gesagt ‚Ja vielleicht in Zusammenarbeit mit einer Universität könnte das vielleicht möglich sein.‘ Und dann haben wir diesen Master-Studiengang, das war der allererster Master-Studiengang in Niedersachsen, den konnten wir kreieren. Optical Engineering/Photonics wurde er genannt. Und das war schon vor der Bologna-Zeit und damit konnten wir unsere Leute schon mal für die Promotion qualifizieren und das war wirklich ein guter Schachzug. Damit hat dann mein erster Doktorand hier aus der Fachhochschulzeit auch seine Promotion durchgeführt an der Universität Göttingen, und es ging um die Plasmabehandlung von Holz. Und das war lustig, dass ein absolut tapferer Kerl, der konnte basteln wie sonst was und hat da ganz viele neu ausprobiert, es war ja auch Forschung in den Anfängen, und hat dann tatsächlich geschafft zu promovieren.
Caroline
00:07:43
Wann war das?
Wolfgang
00:07:46
Wann war das... das war auch der erste Absolvent des Master-Studiengangs, der Studiengang wurde, glaube ich, 2002 hat der gestartet, 2004 den Abschluss so in dieser Gegend und dann vielleicht vier Jahre später 2008/2009. Vielleicht sowas in der Gegend.
Caroline
00:08:08
Also ist es noch gar nicht so lange her, die erste Promotion, die du hier an der HAWK betreut hast, erfolgreich. Und dieser Master, ich muss nochmal fragen, dieser Master, den ihr da eingeführt habt, war der dann auch schon gleich qualifizierend fürs Promovieren? Denn ein Master an einer Fachhochschule, hmm da könnten die Universitäten ja auch denken, das ist vielleicht doch nicht ganz wissenschaftlich genug und da noch Forderungen haben, dass die Kandidatinnen, Kandidaten noch bestimmte Module nachholen oder Leistung bringen müssen.
Wolfgang
00:08:39
Also die erste Hürde war eigentlich in unsere Hochschule schon zu finden, denn ich wollte diesen Doktoranden dann entsprechend einstellen und wollte heute Vergütungsgruppe 13, die wir normalerweise nach einem Master bekommt, auch nutzen dafür und das gab Widerstände, sogar innerhalb der Hochschule. Und da konnte ich als Befürworter einen Vizepräsidenten der Hochschule, Hubert Merkel, gewinnen, der sozusagen mit mir gekämpft hat und das Ganze dann auch so umgesetzt hat, dass wir gesagt haben, wir müssen ja zumindest mal unseren eigenen Abschluss anerkennen und das war der erste Schritt. Der zweite Schritt, es gab dann noch ein paar andere, die haben versucht zu promovieren, einer in Bayern, das wusste ich noch ganz genau und hat mich dann der Kollege aus der Universität angerufen, wie das denn so mit der Qualität wäre. Dann habe ich gesagt ‚Ja, unsere Leute schließen normalerweise mit einem Paper ab, Paper mit hohen Impact Faktor, also eins muss es schon mindestens sein, vielleicht sogar zwei, drei. Und das sei bei uns der Standard so, wie bei Ihnen auch.‘. Und dann ist er ein bisschen leise geworden auf der anderen Seite und gut, der durfte promovieren. Es war ein bisschen Arbeit, Unterstützungsarbeiten noch und Überzeugungsarbeit, um das hinzubekommen und das habe ich dann an verschiedene Universitäten so ein bisschen durchbringen können, so dass dann viele tatsächlich auch woanders promovieren konnten, nicht nur in der Region.
Caroline
00:10:21
Genau, denn es wurden ja immer mehr. Es wurden immer mehr und dass du gerade gesagt hast es war etwas mühselig die E13 Besoldungsstufe durchzusetzen für einen Nachwuchswissenschaftler, der promovieren sollte. Aber die Gruppe wuchs ja und die Drittmittel, die akquiriert wurden, wurden mehr und inzwischen hast du ja 20 glaube ich, über 20 Promovierende in deiner Gruppe.
Wolfgang
00:10:45
Ja, das wurden immer mehr und wer macht Forschung? Ich habe angefangene hier an der Fachhochschule und wollte Forschung machen und habe eigentlich angefangen mit Abschlussarbeiten. Und in einer Abschlussarbeit war es typischerweise so, dass die sich ein, zwei Monate eingearbeitet haben, dann haben die einen Monat super toll gearbeitet, und dann haben sie zusammengeschrieben.
Caroline
00:11:08
Und dann waren sie weg.
Wolfgang
00:11:09
Ja und dann waren sie weg. Und dann kam der nächste und der hat dann erst mal die Fehler des Vorgängers noch mal gemacht und dann einen Monat super gearbeitet und das war es dann. Also immer nur ein Monat war sozusagen wirklich effektiv, der Rest war ja hier verschwendete Zeit und mir war ganz klar, so geht das nicht, so kann man nicht forschen. Wir müssen Promovierende haben, um forschen zu können und das ist dann auch tatsächlich mir gelungen, einige Doktorand*in einzustellen, dafür Fördergelder zu bekommen. Es gibt auch bestimmte Förderprogramme, in denen das ja auch gefordert wird, dass ein Doktorand, eine Doktorandin hier entsprechend auch die Forschungsarbeit macht. Und so wuchs die Gruppe. Ich war schon ganz stolz als ich dann irgendwann mal auf einer Präsentation neun Personen zeigen konnte, mittlerweile arbeiten um mich herum ungefähr 70 Personen, also die Gruppe ist immer weiter gewachsen und ein ganz deutlicher Fortschritt war dann entsprechend das ganz große Programm „Plasma for Life“, als eine von zehn Partnerschaften, die vom BMBF gefördert werden und das sind ja 13 Millionen Euro, die dort ausgeschüttet werden für diese Forschung über acht Jahre. Und das ist ein langer Zeitraum, da kann man wirklich gut planen, auch strategisch etwas nach vorne bringen und das ist eine ganz andere Sache als ganz am Anfang.
Caroline
00:12:41
Aber dann hat das ja ordentlich Fahrt aufgenommen, wenn du sagst, dass der erste Promovend irgendwann 2008, 2009 von dir zur Promotion geführt wurde, das ja noch gar nicht so lange her. Und jetzt so eine große Arbeitsgruppe mit so vielen Mitarbeitenden und aber auch so vielen Promovierenden, das hat ja dann ganz schön Fahrt aufgenommen. Ist dir so ein Vorhaben oder eine Promotion in Erinnerung, wo du so richtig im Nachhinein sagst „Das war so richtig klasse. Das ist eine meiner Erfolgsgeschichten.
Wolfgang
00:13:12
Eigentlich war jede Promotion so eine kleine Erfolgsgeschichte. Es ist jeder Absolvent, jede Doktorandin, jeder Doktorand ist irgendwie was Besonderes. Und die haben ja mit mir gemeinsam eine Zeit verlebt von etwa zehn Jahren. Es fängt ja im Studium an und dann geht das bis in die Promotion hinein und dann hat man auch schon einem ganz besonderen Verhältnis zu diesen Personen. Es ist immer was Besonderes dabei und die erste Promotion wo das überhaupt funktioniert hat ich war. Die schriftliche Beurteilung von einem Kollegen war nicht besonders ermutigend, aber schließlich, schlussendlich in der mündlichen Prüfung waren alle so begeistert und haben da eine sehr gute Note gegeben, sodass eigentlich dort auch klar war ‚Hmm, so ein Absolvent einer Fachhochschule kann doch was.‘ Und manche trumpfen auf mit irrsinnig vielen Publikationen, wo man auch sagen muss, also ein Doktorand hätte auch gesundheitliche Schwierigkeiten. Hat zu viel Fußball gespielt und das ist ja immer sehr verletzungsgefährdend, das war ein Problem. Ein zweites Problem war, dass auch wenn er von einer einem Insekt gestochen wurde, auch eine allergische Reaktion hatte. Und irgendwann hat er das Fußball spielen mal aufgegeben und angefangen zu publizieren wie so ein Wahnsinniger.
Caroline
00:14:46
Er hat seine Energie da reingesteckt.
Wolfgang
00:14:49
Und seine Energie dort reingesteckt und eine hervorragende Promotion. Ich erinnere mich auch an eine Doktorandin, die mir dann irgendwie mitgeteilt hat so nach drei, vier Jahren sie wäre schwanger. Dann hab ich gesagt ‚So, jetzt müssen wir mal gucken, wie wir noch alle Experimente zusammenkriegen, vor der Geburt noch alle Experimente abschließen und dann kannst du entsprechend, wenn das Kind da ist, versuchen deine Arbeit zusammenzuschreiben.‘ Es gibt ja unterschiedliche Kinder. Manche schreien andauernd, dann wird es schwieriger, manche schlafen viel, dann wird es einfacher irgendwie was zu machen, das konnten wir nicht vorhersehen. Aber die Doktorandin war sehr in sich, hat das wirklich durchgezogen, hat ihre Experimente vor der Geburt alle abgeschlossen, dann entsprechend ihre Arbeit zusammengeschrieben, wunderschöne Prüfung gemacht, super.
Caroline
00:15:43
Und ist heute eine promovierte junge Mama.
Wolfgang
00:15:48
Ja, sogar mehrfache Mama und hat einen wunderbaren Job. Also das ist gut. Familie, Haus, Kinder, Arbeit, Job alles super. Also gut gelungen.
Caroline
00:16:01
Aber das ist sehr schön, dass du meinst, dass es nicht die eine Erfolgsgeschichte gibt, sondern wirklich zu jedem oder jeder Promovend*in, die du zum Abschluss bringt, eine besondere Beziehung auch besteht und dass es schon alles auch in sich Erfolgsgeschichten sind. Was schätzt du denn besonders an den anderen Bereichen der HAWK, in denen Promovierende bei uns arbeiten und Promotion durchgeführt werden?
Wolfgang
00:16:31
Ich arbeite sehr gerne multidisziplinär und bin neugierig bei anderen Disziplinen. Und die arbeiten vollkommen anders. Es ist also gegenüber allen naturwissenschaftlichen, ingenieurwissenschaftlichen Vorgehen schon ein Unterschied. Schon allein Naturwissenschaftler und Ingenieurwissenschaftler, das ist schon ein Unterschied. Aber wenn man dann ein bisschen in die Geisteswissenschaft hineingeht, in die Design-Disziplinen hineingeht, in die Soziale Arbeit hineingeht, das ist was ganz anderes. Aber gerade unser Promotionskolleg hat mir sehr viel gegeben, weil man einfach dort lernt, wie die anderen Disziplinen denken. Und das kann durchaus einem sehr viel bringen, um wirklich mehr die Welt zu verstehen, um ganz neue Dinge zu machen. Wir sind ja auch ein Gesundheitscampus mit den Medizinern, ich sag jetzt mal, verheiratet. Auch das ist sehr spannend. Viele Mediziner verstehe ich überhaupt gar nicht. Die erzählen irgendwas, sie haben so viele Fremdwörter, die sie aneinanderreihen, das ist einfach total unverständlich, aber es gibt dort einige Freundschaften zu Medizinern, die einfach dann sehr geduldig sind, immer wieder neue erklären. Einen Chefarzt, den verstehe ich meistens überhaupt nicht, und er hat aber genügend Geduld immer weiter zu erklären, aber er kommt nicht auf meine Ebene, diese molekulare Ebene, soweit kommt er nicht runter, dass ich endlich was verstehe, er bleibt dann immer ziemlich weit oben. Aber trotzdem kommen wir irgendwie zusammen, weil es uns dann auch durch Mitarbeiter, die in der Gruppe des Mediziners sind, die vielleicht Biologen sind und die mir dann bisschen weiterhelfen können und dann können wir die Brücke schließen. Aber diese Freundschaft und damit auch die Geduld und auch länger versuchen zusammenzukommen, wir wollen einfach irgendwas gemeinsam machen, dann kommt man dazu. Ein Industrievertreter, auch habilitierter Biologe, der redet auch nur irgendetwas, was ich nicht verstehe. Aber je länger man zuhört, dann versteht man doch etwas und mit dem habe ich so hoch risikoreiche Forschungsprojekte gemacht, das hätte ich gar nicht gewagt. Aber es hat besser funktioniert als überhaupt erwartet. Aber auch für die Soziale Arbeit, wie die entsprechend denken, machen, was bewirken, die Welt verändern. Es ist einfach fantastisch so etwas mitzubekommen.
Caroline
00:19:11
Aber es braucht immer diese Übersetzungsarbeit, wenn man mit zwischen unterschiedlichen Disziplinen unterwegs ist, und Geduld.
Wolfgang
00:19:18
Es braucht irrsinnig viel Übersetzungsarbeit und das ist ja auch bei unterschiedlichen Nationen so, das kommt ja auch oft dazu, die denken ja auch nochmal anders. Wenn man auch internationale Promovieren hat. Jede Nation denkt ein bisschen anders, fühlt ein bisschen anders und das zusammenzubringen, ja man braucht einfach Geduld, Neugier und dann entsprechend kommt man zusammen und dann ist das höchst spannend und ich glaube, dass ist vielleicht auch eine Stärke unserer Hochschule, so multidisziplinäre irgendetwas zu machen und auch multidisziplinäre Promotionen zu betreuen. Also da sind wir glaube ich wesentlich geübter als so manche Universitäten.
Caroline
00:19:56
Das zeigt auch die Vielfalt der Promotionen, die wir an unserer Hochschule haben, wenn man sich das betrachtet, über welche unterschiedlichen Disziplinen die Nachwuchswissenschaftler*innen bei uns arbeiten. Das spiegelt sich genau so auch wieder. Und ich denke das auch, dass diese Übersetzungsarbeit Geduld und vor allen Dingen auch persönliches Interesse und auch eine gewisse persönliche Beziehung untereinander Bedingungen ist, dafür, das man dann auch wissenschaftlich zusammenarbeitet.
Wolfgang
00:20:23
Ich erinnere mich an ein Projekt, das hat zu einer Promotion gehör, in der Restaurierung. Da habe ich dann mir die Sache angeguckt und ganz am Abend davor unbedarft, ohne Fachkompetenz, gesagt ‚Nehmen wir‘ und hab mich einfach nur gefragt warum hat man das nicht auch noch entfernt? Das ist ja irgendwie stören, da war dieser kleine Rest, das aller wertvollste überhaupt und das war das, was wir erhalten mussten, ich war ein absoluter Kunstbanause oder Historienbanause, ich habe gar nicht verstanden, worum es eigentlich geht. Aber dass das das wichtige ist, dass das Historische, das zu erhalten ist, das habe ich am Anfang, ganz unbedarft, als störend empfunden. Man muss also wirklich richtig lernen und auch merken, dass was man selber so als Eindruck hat, nicht unbedingt dann das Nonplusultra ist.
Florian
00:21:23
Ich wollte so ein bisschen etwas zur Zukunft fragen. Wir haben jetzt viel zum Status quo gehört und der sieht ja sehr gut aus. Wie sieht das denn aus, ich sage mal so, einen Blick in so eine Glaskugel in den nächsten fünf Jahren und auch so ein bisschen vor dem Hintergrund, dass Promovierende, die brauchen auch immer eine Betreuung. Da ist so ein bisschen meine These es hat ganz klein angefangen und es hat sich weiter ausgebaut und ist es auch so eine Art Sog-Effekt, den man beobachten kann? Also wo schon promoviert wird, da kommen noch mehr hinzu, sozusagen auch in anderen Fachbereichen, die das dann auch mal durchführen wollen, oder was gehört dazu, das weiter auszubauen, wenn das denn auch so ein bisschen die Pläne sind hier in der Hochschule?
Wolfgang
00:22:03
Also einen Sog-Effekt gibt es auf jeden Fall. Wenn irgendwie jemand mal anfängt, in einer Disziplin zu promovieren, dann sind auch schnell zwei, drei dann dort. Wenn in einer Arbeitsgruppe dort entsprechend eine Dame sich entscheidet zu promovieren, hat man dann auch gleich drei, vier noch dazu. Die Sogwirkung ist enorm da, das muss man einfach mal so sehen. Wenn es einmal funktioniert, dann läuft das auch. Das war bei mir auch so. Die erste Promotion musste erst einmal, es hat lange gedauert, musste auch erstmal wirklich durchgehen und dann kamen die ganz schnell hintereinander alle. Dann hat man gemerkt, es geht ja, gut. Also extrem starke Sogwirkung. Jetzt müssen wir weiter schauen, wie sieht es in Zukunft aus und da sind wir immer angewiesen auf die Universitäten, wir müssen dort entsprechend auch Fachkolleg*innen finden, die das betreuen können und wollen. Hauptsächlich auch die Fächer, das, was wir machen, das findet man nicht so richtig an einer Universität, weil wir doch mehr transferorientiert sind, weil wir mehr interdisziplinär zusammenarbeiten. Da kann man natürlich so ein Betreuungsgruppe von unterschiedlichen Disziplinen zusammensetzen, um das zu realisieren. Aber schließlich und endlich muss man an einer Fakultät einer Universität promovieren und da gibt es bestimmte Fakultäts-Sitten. Dieses mal aufzubrechen, das wäre schon schön und dieses aufzubrechen, vielleicht sogar mit Fachhochschulen, mit HWs, wäre super, mit einem eigenen Promotionsrecht und vielleicht einem Promotionsrecht, das etwas anders gestrickt ist als in anderen Bundesländern, dass man dort auch mehr auf die Interdisziplinarität vielleicht achtet, und auch mehr entsprechend auf ganz bestimmte Qualitätskriterien achtet. Und so kann man wirklich mit hohen Qualitätsstandards auch Promotionen durch eine Hochschule für angewandte Wissenschaften hindurchbringen, ohne dass man Sorge haben muss, dass das Plagiate sind oder mindere Qualität. Wir haben dort die gleichen Maßstäbe, wie es die Wissenschaft weltweit hat. Wir wollen nicht nur Deutschland anschauen, wir müssen uns einfach im internationalen Vergleich auch einfach mal sehen. Wir sind eine Hochschule, die Forschung machen möchte, die promovieren möchte und dort geht es nicht darum im deutschen Kontext gut zu sein, sondern im internationalen Kontext wirklich gut zu sein, Beachtung zu finden auf Tagung. Und da ist es, glaube ich, dann irgendeiner Nation vollkommen egal, was wir für irgendwie Promotionsrecht haben, nein oder nicht oder doch. Wir müssen gute Arbeit leisten mit genau den gleichen Standards und da sind Peer Review Paper zum Beispiel so ein Standard, der sich einfach durchgesetzt hat und zu dem es sehr viele wissenschaftliche Studien dazu gibt, welche Qualitätsmerkmale sinnvoll sind, welche nicht sinnvoll sind, was man dabei beachten muss. Und wenn man diese einfach beherzigt, dann ist man auch auf der Qualitätsseite vollkommen im richtigen Bereich und ich kann mir durchaus auch vorstellen fachfremd sogar Promotion mitzubetreuen, was ich auch schon ein paar Mal ein bisschen machen konnte, aber das kann man glaube ich noch weiter ausbauen, um da wirklich begeistert in einer ganz neuen Dimension leben zu können und forschen zu können. Also da kann noch ganz viel in dieser Zukunftskugel zu sehen sein.
Florian
00:25:50
Da noch mal kurz nachgefragt, das klingt jetzt so ein bisschen so auch als Chance. Also zuerst dachte ich Oh, das ist ja doch mehr Aufwand eigentlich, an der an der Hochschule zu promovieren, durch eben diese Kooperation oder eben diese Verbindung zu den Universitäten, also eigentlich ja noch mehr administrativer Aufwand, als wenn ich jetzt zum Beispiel einer Uni promovieren würde. Aber ich höre so ein bisschen daraus, das ist auch eine Chance. Also man kann eben dadurch auch noch viel mehr gewinnen und mehr rausholen. Stichwort Hochschulpromotionsrecht. Da wird ja das NHG jetzt novelliert, was ist denn da der Stand der Dinge und was ist auch von der Hochschule hier, also was wird da eingebracht an Wünschen, an Zielen? Was ist dort eigentlich gerade so los?
Wolfgang
00:27:25
Also ich glaube im Moment ist die HAWK der treibende Punkt bezüglich Promotionsrecht. Da gibt es ganz verschiedenste Aktionen. Von der promovierenden Vertretung, wir sind eine der wenigen Hochschulen, die überhaupt so etwas hat, dort gab es eine Initiative. Der Senat hat eine Initiative gestartet. Der Präsident ist da sehr stark hinterher. Ich habe mit ganz vielen Politikern selber telefoniert, um entsprechend die Situation darzustellen, um eine neue Chance für Niedersachsen einfach zu eröffnen und ich habe auch dem Minister angeboten, da auch zu helfen und da entsprechend unterstützend so etwas ganz Neues aufzubauen. Mal schauen, ob die Zeit jetzt reif ist schon oder wann sie reif ist. Irgendwann ist sie reif.
Florian
00:28:15
Und vielleicht für alle, die sich da nicht so mit auskennen, noch mal kurz zusammengefasst: was wäre sozusagen das die Idealvorstellung, also wie sollte es eigentlich in Zukunft aussehen?
Wolfgang
00:28:23
Gut, Idealvorstellung gibt es für jeden eine andere Idealvorstellung Wir haben ein wunderschönes Promotionskollege aufgebaut, wo wir eigentlich Interdisziplinär bisschen verstanden haben, was die anderen machen. Und das sehe ich als eine sehr große Basis, um darauf ein Promotionsrecht aufzubauen. Nicht unbedingt auf einzelne Fachdisziplinen, die besonders stark sind an unserer Hochschule, sondern vielleicht mehr einfach diese Leute, die forschungsstark sind, Professor*innen, die auch Qualitätskriterien erfüllen, die zusammenwürfeln, damit die entsprechend hier so eine Arbeit betreuen zu können. Und da kann man dann mit vielleicht drei, manchmal vielleicht auch vier Professor*innen gemeinsam eine Doktorarbeit betreuen, die vielleicht viel schönere Qualitäten erreichen kann, als das normalerweise der Fall ist. Kein*e Universitätsprofessor*in, die entsprechend da ganz weit weg ist und kaum was mitbekommen, sondern hier eng zusammen mit vielen weiter Qualifikationsmöglichkeiten, die das Promotionskollegs liefert. Da können ganz neue Qualitäten von Promotionen entstehen, und das ist so etwas, was meine Zukunftsvorstellungen ist.
Caroline
00:29:42
Jetzt haben wir schon ein bisschen über die Zukunft gesprochen. Wolfgang, ganz zum Abschluss: wenn du dir etwas wünschen könntest, wir haben darüber gesprochen, wo wir vor zehn, fünfzehn Jahren standen und als es hier mit Promotionen an der Hochschule begann, wenn du dir etwas wünschen könntest, wo wir in den nächsten zehn Jahren ankommen, was würdest du dir wünschen?
Wolfgang
00:30:00
Was ich mir persönlich wünsche ist sozusagen das Promotionsrecht der HAWK für forschungsstarke Bereiche noch vor meiner Pensionierung. Und die ist weniger als zehn Jahre entfernt.
Caroline
00:30:24
Ja schön, dann lass uns das mal weiterverfolgen, das Ziel. Wir arbeiten schon eine Weile daran. Herzlichen Dank, vielen Dank für das Interview, ich danke, dass du dir die Zeit genommen hast, dass du hier in unser etwas provisorisches Studio gekommen bist und ja, wollen wir mal gucken, was die nächsten Jahre so bringen. Das war die Jubiläumsausgabe von unserem HAWK Forschungspodcast Junge Forschung! Herzlichen Dank, Wolfgang, dass du hier warst und Florian, wir gucken mal wen wir dann als nächstes Interview.
Florian
00:30:55
Okay, alles klar.
Wolfgang
00:30:57
Vielen Dank Caroline, vielen Dank Florian.
Caroline
00:30:58
Danke!